Beide Mannschaften haben viel zu beweisen: Spanien, dass es zurecht zu den Top-Favoriten gehört und die kurzfristige Entlassung des Nationaltrainers Julen Lopetegui verkraften kann. Der spanische Verband fühlte sich hintergangen, weil Lopetegui Geheimverhandlungen mit Real Madrid geführt hatte. Unter dem entlassenen Nationaltrainer hatte die Mannschaft kein einziges der 20 Spiele verloren, weshalb die Spieler auch versuchten, den Rauswurf zu verhindern.
Doch die Verbandsführung blieb hart: Sie war erst erst fünf Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe des Wechsels überhaupt informiert worden. Wie sich der Last-Minute-Rauswurf auf das Gleichgewicht des Teams auswirkt, weiss niemand.
Der amtierende Europameister und sein Vorgänger treffen sich zum iberischen Derby. Portugal will beweisen, dass der letzte Europameister-Titel kein Zufall war und dass Ronaldo nicht ihr einziger Trumpf ist. Cristiano Ronaldo und seine Kollegen wollen auch die Schmach des frühen Ausscheidens bei der WM 2014 in Brasilien vergessen machen.
In der (nicht unumstrittenen) FIFA-Rangliste (die Deutschland anführt) rangiert Portugal auf dem vierten Platz, Spanien nur auf dem zehnten. Für Portugals Trainer Fernando Santos liegt die Favoritenbürde trotzdem bei den Spaniern, zumindest “auf dem Papier” seien die Nachbarn die stärkste Mannschaft der Gruppe.
Die Fans dürfen sich auf ein torreiches Spiel freuen. In der Qualifikation trafen die Spanier 36 Mal, die portugiesischen Gegner 32 Mal. Allerdings kommt Spanien mit einer weissen Weste nach Russland. 2017 hat das Team kein einziges Spiel verloren, seit 20 Spielen ist es unbesiegt. Deshalb gehört das Land auch zum engsten Favoritenkreis (zusammen mit Deutschland, Frankreich und Brasilien). Der Europameister gehört nicht dazu. Auch weil Portugal bei Weltmeisterschaften noch nie eine gute Figur gemacht hat.
Beim letzten Duell setzte sich Spanien bei der EM 2012 im dramatischen Halbfinale erst im Elfmeterschießen durch. Auch der direkte Vergleich spricht für Spanien: In elf Spielen gewannen die Spanier fünf Mal und verloren nur zwei Mal (bei vier Unentschieden). Kein Wunder also, dass die Wettquote bei 26:1 für einen Portugal-Sieg liegt.